Sabine and Andrea, third fragment

00:00:0100:00:18,715

S: Generell finde ich zusammenarbeiten wichtig für mich und schön. Ich mache fast ausschließlich… alle Sachen, die ich selber mache, in Zusammenarbeit mit Anderen.

00:00:18,71500:00:45,429

Ich finde die Reibung und die Auseinandersetzung interessant. Natürlich ist die Voraussetzung, dass man einen gemeinsamen Wunsch, ein gemeinsames Begehren hat - das kann man mit dem Begriff affinity übersetzen - dass es etwas gibt, das einen verbindet.

00:00:45,42900:00:54,129

Das ist der Nährboden, finde ich, auf dem man etwas macht, gemeinsam, etwas entstehen lässt.

00:00:54,12900:01:06,308

A: Aber es ist doch interessant, dass in sehr vielen Kollaborationen es immer wieder um Autorenschaften ging und dann sehe ich schon, dass

00:01:06,30800:01:11,045

dieses mergen, von dem ich vorhin gesprochen habe und was wir vielleicht in unserem Duo auch haben, wo wir eigentlich selten…

00:01:11,04500:01:42,647

doch, machen wir mitunter jetzt auch mehr und mehr - sagen, das war mehr meine Idee und du hast sie mit unterstützt, aber ich hatte das Gefühl, in dem Trio, mit Töni, also in “Larry Peacock” aber auch in unserem Ensemble “Les femmes savantes”, dass diese Art, wirklich Sachen gemeinsam zu kreieren ganz schwer ist und dass es oft die Idee von Einer ist, die die Anderen unterrichtet, was sie genau möchte.

00:01:42,64700:01:59,482

Ich sehe das als einen gewissen Konflikt im Zusammenarbeiten. Dieses: meine Idee, deine Idee, was machst du mit meiner Idee? Oder: du sollst dich meinen Wünschen unterordnen.

00:01:59,48200:02:18,805

Das finde ich sehr selten, gleichzeitig genieße ich es sehr - das passt zu meinen osmotischen Neigungen - dass ich es unheimlich toll finde, wenn das aufgegeben wird und auf einmal einfach etwas passiert, zusammen. Was zum Beispiel bei Improvisierter Musik immer der Fall ist.

00:02:18,80500:02:25,573

Es wäre komisch bei Improvisierter Musik von Autorenschaft zu sprechen. Alle Beteiligten sind die Autoren.

00:02:25,57300:02:32,256

S: Obwohl auch manchmal die Leute durchaus unglücklich sind und… oder?

00:02:32,25600:02:32,601

A: Ja. Ja, das stimmt.

00:02:32,60100:02:39,671

S: …Dass über das ästhetische Ergebnis dann sehr kontrovers diskutiert wird. Im Nachhinein.

00:02:39,67100:02:40,465

A: Ja.

00:02:40,46500:02:45,244

S: Was ich denke ist, eine Kollaboration muss nicht heißen, dass sie hierarchiefrei ist.

00:02:45,24400:02:46,401

A: Ja.

00:02:46,40100:02:53,698

S: Ich denke es sind zwei unterschiedliche Aspekte dabei zu beachten.

00:02:53,69800:03:14,321

Das Eine, ist was tatsächlich eine Zusammenarbeit ist - also ob man sagt, man arbeitet wirklich hierarchiefrei zusammen. Oder man kollaboriert, aber es wird vorher gesagt, es gibt eine Idee, die wird von der Einen oder mal von der Anderen eingebracht und es gibt so etwas wie eine Meinungsführerschaft

00:03:14,32100:03:20,614

  • so hatten wir das bei “Larry Peacock” ein bißchen geregelt -

00:03:20,61400:03:35,374

Oder man sagt, man arbeitet komplett frei, was vielleicht schwierig sein kann, aber genau diese Auseinandersetzungen sind natürlich auch interessant. Oder, wie weit gehe ich mit meiner Idee, wann habe ich das Gefühl, sie wird aufgegeben und so weiter.

00:03:35,37400:03:52,534

Das Andere ist natürlich die Außenwahrnehmung und dass Kollaborationen sich schlecht nach Außen vermitteln lassen.

00:03:52,53400:04:13,408

Also, wenn man ein Stück hat, ist es ganz schwer, die Anteile - wenn man nicht sagt, das ist wirklich eine Zusammenarbeit von Allen - dann gibt es ganz schnell den oder die AutorIn und der Rest hat irgendwas gemacht. Und das denke ich, ist auch ein Problem von Außenwahrnehmung.

00:04:13,40800:04:15,432

Was manchmal schwierig ist.

00:04:15,43200:04:24,368

Was ein bißchen der Idee von: man arbeitet zusammen und hat gemeinsame Ideen, auch manchmal widerspricht.

00:04:24,36800:04:27,350

Weil man nach Außen sichtbar sein muss und will.

00:04:27,35000:04:31,204

A: Ja.

00:04:31,20400:04:37,081

S: Aber das ist nochmal ein anderer Aspekt und ich denke das spielt natürlich auch eine Rolle.

00:04:37,08100:04:38,542

Oder ist das Quatsch?

00:04:38,54200:05:12,043

A: Nein, aber es gibt die Möglichkeit - sagen wir mal dieses “Splitterorchester” in Berlin, wo das das Aushängeschild ist, dass es keine Leitung gibt, dass es keine Hierarchien gibt und dass die Musik entsteht, weil 24 Leute, jeder ein Performer/Composer ist. Und ich habe mehr und mehr das Gefühl, dass ich diesen Aspekt auch nach Außen hin immer mehr betonen möchte. Und nicht nur weil: nach Außen hört es sich besser an, wenn es das “Gregor Hotz-Orchester ist” oder so, dass das so aufgehängt wird.

00:05:12,04300:05:15,481

Das hattest du neulich nach dem Vortrag auch gesagt, dass…

00:05:15,48100:05:35,321

S: Klar, klar, aber es ist nach wie vor nicht so einfach zu vermitteln. Ich finde das total schade, aber gerade weil man immer wieder - jenachdem in welcher Szene du dich bewegst - spielt das so eine große Rolle.

00:05:35,32100:05:39,833

Das ist einfach manchmal schwierig zu kommunizieren.

00:05:39,83300:05:42,633

Wurde denn das “Splitterorchester” schon als “Gregor Hotz-Orchester”…

00:05:42,63300:05:45,690

A: Nein.

00:05:45,69000:05:47,819

S: Ganz so ja dann doch nicht…

00:05:47,81900:05:52,732

A: Was mir noch eben eingefallen ist zu dem…

00:05:52,73200:06:05,472

Also du hast es ein bißchen beschrieben, wie: es gibt verschiedene Positionen und durch die Verständigung der Positionen, bereichert sich jede neu und dadurch entsteht dann was. Und ich glaube tatsächlich…

00:06:05,47200:06:18,278

also mit zwei Instrumentalistinnen… je weiter entfernt die Medien, die Spezialisierungen sind, desto weniger gibt man sich selbst auf.

00:06:18,27800:06:42,454

Das hört sich jetzt komplizierter an, als ich es sagen wollte, aber mit zwei Instrumenten und zwei Leuten, die affinity - klar, im sound - haben, ist es einfacher etwas gemeinsam zu machen, als wenn es um szenische Arbeiten und Musik geht.

00:06:42,45400:06:45,462

Da ist es viel ökonomischer, oder einfacher…

00:06:45,46200:06:48,028

S: Ach so meinst du das: Weil man dann die Aufgaben verteilen… die Aufgaben teilt.

00:06:48,02800:06:50,063

A: Ja genau.

00:06:50,06300:06:55,373

A: Ja, und dass man auch sagt: Das ist jetzt meine Idee und ihr macht jetzt…

00:06:55,37300:07:07,555

S: Aber die Frage ist ja, ob du nicht einen Raum schaffen kannst, wo man aus diesen verschiedenen Bereichen kommt, aber dann die Offenheit besteht, alle Aufgaben auch….

00:07:07,55500:07:42,257

Natürlich gibt es ein Fachwissen aus einer Sparte, aber es ist doch total langweilig darauf zu pochen - machst du ja eigentlich auch nicht - dass die Person, die aus der Inszenierung, oder aus der Choreographie kommt für diesen Teil zuständig ist und du für die Musik. Ich meine, das Interessante ist doch genau, dass man das… diese Erfahrungen und auch die Perspektiven zusammenfließen lässt. Das ist doch auch das Interessante an diesem Genreübergreifenden, dass wir nicht mehr darauf pochen: Ich bin aber Fachfrau für Sounds, sondern mir durchaus sagen lasse: Nein, aber ich habe die und die klangliche Idee.

00:07:42,25700:07:53,391

Und mit meinem Verständnis von Klang kann ich vielleicht eine szenische oder choreographische Idee oder sowas bereichern. Das finde ich eigentlich gerade das Spannende.

00:07:53,39100:08:02,195

Also von daher… Ich glaube das macht auch einen großen Unterschied aus. Wenn man jetzt meinetwegen an eine klassiche Theaterarbeit oder sowas denkt…

00:08:02,19500:08:06,061

A: Auf jeden Fall. Klar, klar.

00:08:06,06100:08:18,217

Und jetzt kommen wir vielleicht doch auf den Körper, weil, wenn es dann um Inszenierung von, oder um das Bewußtmachen von der Präsenz des Körpers geht, musst du…

00:08:18,21700:08:23,423

bist du als Instrumentalistin ja auch die Zuständige für deinen Körper.

00:08:23,42300:08:29,576

S: Mhm.

00:08:29,57600:08:37,262

A: Und das kann dir niemand anderes sagen, was… wie du dich bewegst.

00:08:37,26200:08:42,080

S: Ich wollte da noch irgendwas zu sagen…

00:08:42,08000:08:48,221

Ach so, was mich interessieren würde, ob du das Gefühlt hast, dass du eine Andere bist in anderen Kollaborationen.

00:08:48,22100:09:07,711

Also, in wie weit du wirklich… Weil, das ist, glaube ich, ein Teil bei mir, habe ich das Gefühl, dass ich wirklich auch auf eine Weise ein bißchen anders denke oder sich meine Perspektive jenachdem wirklich verschiebt, mit wem ich zusammenarbeite. Und das finde ich…

00:09:07,71100:09:11,654

S: Oder das ist eben vielleicht…

00:09:11,65400:09:07,711

Ja, dass ich das Gefühl habe, es gibt auch unterschiedliche Interessen bei mir und jenachdem wird eben das Eine oder das Andere mehr betont und

00:09:07,71100:09:26,770

S: Oder das ist eben vielleicht… 00:09:11,654 —> Ja, dass ich das Gefühl habe, es gibt auch unterschiedliche Interessen bei mir und jenachdem wird eben das Eine oder das Andere mehr betont und

00:09:26,77000:09:36,155

alleine würde ich vielleicht an diesen Ort nicht gehen. Aber was ich dann dort für Erfahrungen mache, nehme ich wieder mit und trage es woanders hin. Es ist wirklich wie so…

00:09:36,15500:09:41,766

Es sind wie Räume, die entstehen durch diese Kollaboration. Und aus diesen Räumen nehme ich…

00:09:41,76600:09:55,900

Da erfahre ich etwas und trage ich dann und trage es vielleicht in den anderen Raum, mit jemand anderem, mit dem ich zusammenarbeite und dort kriegt es eine neue Farbe. Ich kann das da absetzen, es beeinflusst sich, es kriegt wieder Einflüsse und dann nehme ich es und gehe woanders hin.

00:09:55,90000:09:57,065

Das finde ich eigentlich das Interessante.

00:09:57,06500:09:58,296

A: Mhm.

00:09:58,29600:10:08,856

S: Wie ich das meine mit Ulf: Ulf ist geboren worden in dem Kontext von “Larry Peacock” und es gab schon vorher dieses Begehren…

00:10:08,85600:10:30,571

Mit Töni haben wir vorher schon “Kings and Desasters” gemacht, da habe ich das erste Mal drag performances gemacht. Und es gab den Wunsch in der Richtung was zu machen, dann ist “Larry Peacock” entstanden, dann ist Ulf… und Ulf begleitet mich jetzt und er hat sich auch verändert, aber er ist seitdem ein Teil von mir.

00:10:30,57100:10:33,130

A: Mhm.

00:10:33,13000:10:42,119

S: Und das finde ich eigentlich total interessant. Das finde ich das Spannende an Kollaborationen. Dann wenn ich wieder an die Arbeiten denke, die ich mit Anja mache, die sind wieder…

00:10:42,11900:10:53,594

Die gehen wo ganz anders hin, trotzdem… Es sind verschiedene Felder in denen ich stehe.

00:10:53,59400:11:01,937

A: Also, keine Frage beeinflussen einen Arbeiten, man nimmt etwas mit und trägt es weiter. Ob ich jetzt immer eine ganz andere Person…

00:11:01,93700:11:10,552

Bei mir ist das, glaube ich… Bleibe ich doch mit dem, was ich möchte, fühle ich mich nicht so unterschiedlich.

00:11:10,55200:11:12,042

S: Nein…

00:11:12,04200:11:17,929

A: Aber… Ja…

00:11:17,92900:11:23,002

S: Nein, jetzt nicht so unterschiedlich, aber es ist wie andere Resonanzen…

00:11:23,00200:11:29,886

Andere Resonanzen klingen stärker, sagen wir mal so.

00:11:29,88600:11:32,963

Und das will ich schon so…

00:11:32,96300:11:46,504

A: Und natürlich - nochmal zurück zum Körper und das Interess, was sehr stark ist, oder die Lust, den Körper mehr miteinzubeziehen -

00:11:46,50400:12:03,869

jedes Stück, das sich damit befasst hat, hat mich weiter geprägt und hat dann auch mein normales Instrumentalistinsein am Innenklavier mitgeprägt.

00:12:03,86900:12:18,099

Und das ist eine unheimlich schöne Sache. Und ich muss sagen, dass ich grade jetzt merke, dass “For Faces” zu spielen, also Performerin zu sein, ist für mich ein unglaublich

00:12:18,09900:12:37,151

toller Schatz, den man sich mit dem Stück angeeignet hat. Weil dieses Nichts-machen - das Allerschwierigste - aber da-sein, eine super Voraussetzung ist für irgendwas auf der Bühne zu machen.

00:12:37,15100:12:40,437

S: Mhm.

00:12:40,43700:12:50,669

A: Vielleicht auch dieses Angegucktwerden so gelassen nehmen zu können. Das ist eigentlich auch eine wichtige Sache auf der Bühne.

00:12:50,66900:13:02,464

S: Ich habe gerade nochmal an den Körper gedacht und Land und die Idee der Osmose, das ist auch etwas total körperliches, eigentlich.

00:13:02,46400:13:13,947

Das ist schon lustig, da spielt das auch eine große Rolle.

00:13:13,94700:13:34,094

Der Wunsch, glaube ich, sich mit dem eigenen Körper auf der Bühne… Oder was das ist, die eigene körperliche Praxis des Musikmachens auseinanderzusetzen, in irgendeiner Form, denke ich.

00:13:34,09400:13:52,260

S: Und grundsätzlich mit dem Körper: wenn man - wie wir beide, aber auf unterschiedlichen Wegen - angefangen haben uns zu performen.

00:13:52,26000:14:22,914

Mehr oder weniger losgelöst von der Musik, ich meine, “For Faces” ist für uns beide die extremste Erfahrung gewesen, ganz ohne einen Link zur Musik auf der Bühne zu sein, dann komme ich natürlich automatisch in Kontakt mit meinem Körper und entwickle dieses Bewußtsein für auf der Bühne sein und was das bedeutet. Das ist etwas, was sich weiter fortträgt und das Nachdenken darüber,

00:14:22,91400:14:29,706

was ist das eigentlich, wenn ich Musik mache.

00:14:29,70600:14:46,035

Es ist komisch: auf der einen Seite ist natürlich klar, dass wir immer körperlich anwesend sind, wenn wir musizieren und trotzdem spielt es ganz oft beim Musikmachen keine Rolle.

00:14:46,03500:15:11,954

A: Aber ich finde darin liegt ein Konflikt, weil in den Zusammenhängen, in denen man Musik macht, auftritt, meistens wird der Körper nicht wahrgenommen und der Fokus liegt ja auch auf dem Klang, finde ich, ist auch total in Ordnung, aber

00:15:11,95400:15:25,672

es wäre total Quatsch mit Leuten auf die Bühne zu gehen… Oder es wäre nicht Quatsch, ich habe es noch nie gemacht oder mich noch nie getraut… dann auch meinen Körper mit einzusetzen, wenn ich in einem improvisierenden Kontext bin. Weil das…

00:15:25,67200:15:28,671

S: Aber was würde das bedeuten, überhaupt?

00:15:28,67100:15:29,592

A: Was würde das bedeuten?

00:15:29,59200:15:32,147

S: …deinen Körper mit einzusetzen. Also…

00:15:32,14700:15:36,939

A: Ja, irgendwie eine Geste zu machen, vielleicht…

00:15:36,93900:15:49,014

Also entweder die Gesten, die man macht, noch mehr zu inszenieren sozusagen, größer zu machen, wie es auch klassische Pianisten sowieso immer machen, sehr oft…

00:15:49,01400:15:52,183

Aber das…

00:15:52,18300:16:03,154

Oder vielleicht wollte ich noch weiter sagen, dass ich da auch wieder eine Gratwanderung interessant finde, jetzt nicht…

00:16:03,15400:16:10,479

Was für eine Rolle kann der Körper eigentlich bekommen in so einer musikalischen Performance, wenn man nicht eine Performance machen will?

00:16:10,47900:16:11,938

S: Ja.

00:16:11,93800:16:15,767

S: Das ist eine gute Frage…

00:16:15,76700:16:26,289

Aber ich glaube trotzdem: das Bewußtsein, dass dieses Bewußtsein da ist und das…

00:16:26,28900:16:31,204

da haben wir mal drüber geredet:

00:16:31,20400:16:39,494

Wenn man sehr lange ein Instrument spielt, das ist irgendwie auch eine körperliche…

00:16:39,49400:16:46,735

  • das ist vielleicht ein zu brutales Wort - aber eine Form von Disziplinierung ist.

00:16:46,73500:16:52,462

Dass der Körper erzogen wird dieses Instrument zu spielen.

00:16:52,46200:17:24,568

Das ist eine Praxis, die man je nach dem schon lange hat und dass das als völlig selbstverständlich wahrgenommen wird aber das ist auch Teil der Persönlichkeit, einfach auch mal darüber nachzudenken. Ich weiß nicht, ob ich jetzt… Das finde ich schon interessant… Ich muss nicht unbedingt sagen: alles was ich musikalisch tue ist immer dazu…, also muss ich dazu offensichtlich in Beziehung setzen. Aber der Gedanke, dass es diese Form der körperlichen Disziplinierung durch das Instrument gibt und bzw.

00:17:24,56800:17:31,062

  • das ist so negativ: Disziplin - man kann auch sagen es gibt eine Widmung.

00:17:31,06200:17:43,148

Also weil ich dieses Instrument spielen will, widme ich mich dem und damit verbunden das, was ich tun muss: das Üben…

00:17:43,14800:17:45,163

Auf jeden Fall verändert mich das ja…

00:17:45,16300:17:46,684

A: Es hinterlässt Spuren

00:17:46,68400:17:56,557

S: …es hinterlässt Spuren. Es ist nicht so, als ob ich es aus meinem Leben streichen könnte. Und das finde ich interessant, sich das klar zu machen.

00:17:56,55700:18:00,326

Und irgendwo wird das auch hinführen, oder nicht?

00:18:00,32600:18:18,132

A: Ja, weil du grade gesagt hast: es ist schwierig, in einem normalen musikalischen Kontext das zu integrieren, aber trotzdem suchen wir doch beide Möglichkeiten, das Performative dann da doch mit einfließen zu lassen.

00:18:18,13200:00:00

Also den Rahmen des puren Musikmachens doch zu verlassen.

Sabine, Third Fragment

00:00:0000:00:18,715

Generell finde ich zusammenarbeiten wichtig für mich und schön. Ich mache fast ausschließlich… alle Sachen, die ich selber mache, in Zusammenarbeit mit Anderen.

00:00:18,71500:00:45,429

Ich finde die Reibung und die Auseinandersetzung interessant. Natürlich ist die Voraussetzung, dass man einen gemeinsamen Wunsch, ein gemeinsames Begehren hat - das kann man mit dem Begriff affinity übersetzen - dass es etwas gibt, das einen verbindet.

00:00:45,42900:00:54,129

Das ist der Nährboden, finde ich, auf dem man etwas macht, gemeinsam, etwas entstehen lässt.

00:00:54,12900:02:25,573

00:02:25,57300:02:32,256

Obwohl auch manchmal die Leute durchaus unglücklich sind und… oder?

00:02:32,25600:02:32,601

00:02:32,60100:02:39,671

…Dass über das ästhetische Ergebnis dann sehr kontrovers diskutiert wird. Im Nachhinein.

00:02:39,67100:02:40,465

00:02:40,46500:02:45,244

Was ich denke ist, eine Kollaboration muss nicht heißen, dass sie hierarchiefrei ist.

00:02:45,24400:02:46,401

00:02:46,40100:02:53,698

Ich denke es sind zwei unterschiedliche Aspekte dabei zu beachten.

00:02:53,69800:03:14,321

Das Eine, ist was tatsächlich eine Zusammenarbeit ist - also ob man sagt, man arbeitet wirklich hierarchiefrei zusammen. Oder man kollaboriert, aber es wird vorher gesagt, es gibt eine Idee, die wird von der Einen oder mal von der Anderen eingebracht und es gibt so etwas wie eine Meinungsführerschaft

00:03:14,32100:03:20,614

  • so hatten wir das bei “Larry Peacock” ein bißchen geregelt -

00:03:20,61400:03:35,374

Oder man sagt, man arbeitet komplett frei, was vielleicht schwierig sein kann, aber genau diese Auseinandersetzungen sind natürlich auch interessant. Oder, wie weit gehe ich mit meiner Idee, wann habe ich das Gefühl, sie wird aufgegeben und so weiter.

00:03:35,37400:03:52,534

Das Andere ist natürlich die Außenwahrnehmung und dass Kollaborationen sich schlecht nach Außen vermitteln lassen.

00:03:52,53400:04:13,408

Also, wenn man ein Stück hat, ist es ganz schwer, die Anteile - wenn man nicht sagt, das ist wirklich eine Zusammenarbeit von Allen - dann gibt es ganz schnell den oder die AutorIn und der Rest hat irgendwas gemacht. Und das denke ich, ist auch ein Problem von Außenwahrnehmung.

00:04:13,40800:04:15,432

Was manchmal schwierig ist.

00:04:15,43200:04:24,368

Was ein bißchen der Idee von: man arbeitet zusammen und hat gemeinsame Ideen, auch manchmal widerspricht.

00:04:24,36800:04:27,350

Weil man nach Außen sichtbar sein muss und will.

00:04:27,35000:04:31,204

00:04:31,20400:04:37,081

Aber das ist nochmal ein anderer Aspekt und ich denke das spielt natürlich auch eine Rolle.

00:04:37,08100:04:38,542

Oder ist das Quatsch?

00:04:38,54200:05:15,481

00:05:15,48100:05:35,321

Klar, klar, aber es ist nach wie vor nicht so einfach zu vermitteln. Ich finde das total schade, aber gerade weil man immer wieder - jenachdem in welcher Szene du dich bewegst - spielt das so eine große Rolle.

00:05:35,32100:05:39,833

Das ist einfach manchmal schwierig zu kommunizieren.

00:05:39,83300:05:42,633

Wurde denn das “Splitterorchester” schon als “Gregor Hotz-Orchester”…

00:05:42,63300:05:45,690

00:05:45,69000:05:47,819

Ganz so ja dann doch nicht…

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Ach so meinst du das: Weil man dann die Aufgaben verteilen… die Aufgaben teilt.

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Aber die Frage ist ja, ob du nicht einen Raum schaffen kannst, wo man aus diesen verschiedenen Bereichen kommt, aber dann die Offenheit besteht, alle Aufgaben auch….

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Natürlich gibt es ein Fachwissen aus einer Sparte, aber es ist doch total langweilig darauf zu pochen - machst du ja eigentlich auch nicht - dass die Person, die aus der Inszenierung, oder aus der Choreographie kommt für diesen Teil zuständig ist und du für die Musik. Ich meine, das Interessante ist doch genau, dass man das… diese Erfahrungen und auch die Perspektiven zusammenfließen lässt. Das ist doch auch das Interessante an diesem Genreübergreifenden, dass wir nicht mehr darauf pochen: Ich bin aber Fachfrau für Sounds, sondern mir durchaus sagen lasse: Nein, aber ich habe die und die klangliche Idee.

00:07:42,25700:07:53,391

Und mit meinem Verständnis von Klang kann ich vielleicht eine szenische oder choreographische Idee oder sowas bereichern. Das finde ich eigentlich gerade das Spannende.

00:07:53,39100:08:02,195

Also von daher… Ich glaube das macht auch einen großen Unterschied aus. Wenn man jetzt meinetwegen an eine klassiche Theaterarbeit oder sowas denkt…

00:08:02,19500:08:23,423

00:08:23,42300:08:29,576

Mhm.

00:08:29,57600:08:37,262

00:08:37,26200:08:42,080

Ich wollte da noch irgendwas zu sagen…

00:08:42,08000:08:48,221

Ach so, was mich interessieren würde, ob du das Gefühlt hast, dass du eine Andere bist in anderen Kollaborationen.

00:08:48,22100:09:07,711

Also, in wie weit du wirklich… Weil, das ist, glaube ich, ein Teil bei mir, habe ich das Gefühl, dass ich wirklich auch auf eine Weise ein bißchen anders denke oder sich meine Perspektive jenachdem wirklich verschiebt, mit wem ich zusammenarbeite. Und das finde ich…

00:09:07,71100:09:11,654

Oder das ist eben vielleicht…

00:09:11,65400:09:26,770

Ja, dass ich das Gefühl habe, es gibt auch unterschiedliche Interessen bei mir und jenachdem wird eben das Eine oder das Andere mehr betont und

00:09:26,77000:09:36,155

alleine würde ich vielleicht an diesen Ort nicht gehen. Aber was ich dann dort für Erfahrungen mache, nehme ich wieder mit und trage es woanders hin. Es ist wirklich wie so…

00:09:36,15500:09:41,766

Es sind wie Räume, die entstehen durch diese Kollaboration. Und aus diesen Räumen nehme ich…

00:09:41,76600:09:55,900

Da erfahre ich etwas und trage ich dann und trage es vielleicht in den anderen Raum, mit jemand anderem, mit dem ich zusammenarbeite und dort kriegt es eine neue Farbe. Ich kann das da absetzen, es beeinflusst sich, es kriegt wieder Einflüsse und dann nehme ich es und gehe woanders hin.

00:09:55,90000:09:57,065

Das finde ich eigentlich das Interessante.

00:09:57,06500:09:58,296

00:09:58,29600:10:08,856

Wie ich das meine mit Ulf: Ulf ist geboren worden in dem Kontext von “Larry Peacock” und es gab schon vorher dieses Begehren…

00:10:08,85600:10:30,571

Mit Töni haben wir vorher schon “Kings and Desasters” gemacht, da habe ich das erste Mal drag performances gemacht. Und es gab den Wunsch in der Richtung was zu machen, dann ist “Larry Peacock” entstanden, dann ist Ulf… und Ulf begleitet mich jetzt und er hat sich auch verändert, aber er ist seitdem ein Teil von mir.

00:10:30,57100:10:33,130

00:10:33,13000:10:42,119

Und das finde ich eigentlich total interessant. Das finde ich das Spannende an Kollaborationen. Dann wenn ich wieder an die Arbeiten denke, die ich mit Anja mache, die sind wieder…

00:10:42,11900:10:53,594

Die gehen wo ganz anders hin, trotzdem… Es sind verschiedene Felder in denen ich stehe.

00:10:53,59400:11:10,552

00:11:10,55200:11:12,042

Nein…

00:11:12,04200:11:17,929

00:11:17,92900:11:23,002

Nein, jetzt nicht so unterschiedlich, aber es ist wie andere Resonanzen…

00:11:23,00200:11:29,886

Andere Resonanzen klingen stärker, sagen wir mal so.

00:11:29,88600:11:32,963

Und das will ich schon so…

00:11:32,96300:12:37,151

00:12:37,15100:12:40,437

Mhm.

00:12:40,43700:12:50,669

00:12:50,66900:13:02,464

Ich habe gerade nochmal an den Körper gedacht und Land und die Idee der Osmose, das ist auch etwas total körperliches, eigentlich.

00:13:02,46400:13:13,947

Das ist schon lustig, da spielt das auch eine große Rolle.

00:13:13,94700:13:34,094

Der Wunsch, glaube ich, sich mit dem eigenen Körper auf der Bühne… Oder was das ist, die eigene körperliche Praxis des Musikmachens auseinanderzusetzen, in irgendeiner Form, denke ich.

00:13:34,09400:13:52,260

Und grundsätzlich mit dem Körper: wenn man - wie wir beide, aber auf unterschiedlichen Wegen - angefangen haben uns zu performen.

00:13:52,26000:14:22,914

Mehr oder weniger losgelöst von der Musik, ich meine, “For Faces” ist für uns beide die extremste Erfahrung gewesen, ganz ohne einen Link zur Musik auf der Bühne zu sein, dann komme ich natürlich automatisch in Kontakt mit meinem Körper und entwickle dieses Bewußtsein für auf der Bühne sein und was das bedeutet. Das ist etwas, was sich weiter fortträgt und das Nachdenken darüber,

00:14:22,91400:14:29,706

was ist das eigentlich, wenn ich Musik mache.

00:14:29,70600:14:46,035

Es ist komisch: auf der einen Seite ist natürlich klar, dass wir immer körperlich anwesend sind, wenn wir musizieren und trotzdem spielt es ganz oft beim Musikmachen keine Rolle.

00:14:46,03500:15:25,672

00:15:25,67200:15:28,671

Aber was würde das bedeuten, überhaupt?

00:15:28,67100:15:29,592

00:15:29,59200:15:32,147

…deinen Körper mit einzusetzen. Also…

00:15:32,14700:16:10,479

00:16:10,47900:16:11,938

Ja.

00:16:11,93800:16:15,767

Das ist eine gute Frage…

00:16:15,76700:16:26,289

Aber ich glaube trotzdem: das Bewußtsein, dass dieses Bewußtsein da ist und das…

00:16:26,28900:16:31,204

da haben wir mal drüber geredet:

00:16:31,20400:16:39,494

Wenn man sehr lange ein Instrument spielt, das ist irgendwie auch eine körperliche…

00:16:39,49400:16:46,735

  • das ist vielleicht ein zu brutales Wort - aber eine Form von Disziplinierung ist.

00:16:46,73500:16:52,462

Dass der Körper erzogen wird dieses Instrument zu spielen.

00:16:52,46200:17:24,568

Das ist eine Praxis, die man je nach dem schon lange hat und dass das als völlig selbstverständlich wahrgenommen wird aber das ist auch Teil der Persönlichkeit, einfach auch mal darüber nachzudenken. Ich weiß nicht, ob ich jetzt… Das finde ich schon interessant… Ich muss nicht unbedingt sagen: alles was ich musikalisch tue ist immer dazu…, also muss ich dazu offensichtlich in Beziehung setzen. Aber der Gedanke, dass es diese Form der körperlichen Disziplinierung durch das Instrument gibt und bzw.

00:17:24,56800:17:31,062

  • das ist so negativ: Disziplin - man kann auch sagen es gibt eine Widmung.

00:17:31,06200:17:43,148

Also weil ich dieses Instrument spielen will, widme ich mich dem und damit verbunden das, was ich tun muss: das Üben…

00:17:43,14800:17:45,163

Auf jeden Fall verändert mich das ja…

00:17:45,16300:17:46,684

00:17:46,68400:17:56,557

…es hinterlässt Spuren. Es ist nicht so, als ob ich es aus meinem Leben streichen könnte. Und das finde ich interessant, sich das klar zu machen.

00:17:56,55700:18:00,326

Und irgendwo wird das auch hinführen, oder nicht?

00:18:00,32600:00:54,129

Andrea, Third Fragment

00:00:54,12900:01:06,308

Aber es ist doch interessant, dass in sehr vielen Kollaborationen es immer wieder um Autorenschaften ging und dann sehe ich schon, dass

00:01:06,30800:01:11,045

dieses mergen, von dem ich vorhin gesprochen habe und was wir vielleicht in unserem Duo auch haben, wo wir eigentlich selten…

00:01:11,04500:01:42,647

doch, machen wir mitunter jetzt auch mehr und mehr - sagen, das war mehr meine Idee und du hast sie mit unterstützt, aber ich hatte das Gefühl, in dem Trio, mit Töni, also in “Larry Peacock” aber auch in unserem Ensemble “Les femmes savantes”, dass diese Art, wirklich Sachen gemeinsam zu kreieren ganz schwer ist und dass es oft die Idee von Einer ist, die die Anderen unterrichtet, was sie genau möchte.

00:01:42,64700:01:59,482

Ich sehe das als einen gewissen Konflikt im Zusammenarbeiten. Dieses: meine Idee, deine Idee, was machst du mit meiner Idee? Oder: du sollst dich meinen Wünschen unterordnen.

00:01:59,48200:02:18,805

Das finde ich sehr selten, gleichzeitig genieße ich es sehr - das passt zu meinen osmotischen Neigungen - dass ich es unheimlich toll finde, wenn das aufgegeben wird und auf einmal einfach etwas passiert, zusammen. Was zum Beispiel bei Improvisierter Musik immer der Fall ist.

00:02:18,80500:02:25,573

Es wäre komisch bei Improvisierter Musik von Autorenschaft zu sprechen. Alle Beteiligten sind die Autoren.

00:02:25,57300:02:32,256

00:02:32,25600:02:32,601

Ja. Ja, das stimmt.

00:02:32,60100:02:39,671

00:02:39,67100:02:40,465

Ja.

00:02:40,46500:02:45,244

00:02:45,24400:02:46,401

Ja.

00:02:46,40100:04:27,350

00:04:27,35000:04:31,204

Ja.

00:04:31,20400:04:38,542

00:04:38,54200:05:12,043

Nein, aber es gibt die Möglichkeit - sagen wir mal dieses “Splitterorchester” in Berlin, wo das das Aushängeschild ist, dass es keine Leitung gibt, dass es keine Hierarchien gibt und dass die Musik entsteht, weil 24 Leute, jeder ein Performer/Composer ist. Und ich habe mehr und mehr das Gefühl, dass ich diesen Aspekt auch nach Außen hin immer mehr betonen möchte. Und nicht nur weil: nach Außen hört es sich besser an, wenn es das “Gregor Hotz-Orchester ist” oder so, dass das so aufgehängt wird.

00:05:12,04300:05:15,481

Das hattest du neulich nach dem Vortrag auch gesagt, dass…

00:05:15,48100:05:42,633

00:05:42,63300:05:45,690

Nein.

00:05:45,69000:05:47,819

00:05:47,81900:05:52,732

Was mir noch eben eingefallen ist zu dem…

00:05:52,73200:06:05,472

Also du hast es ein bißchen beschrieben, wie: es gibt verschiedene Positionen und durch die Verständigung der Positionen, bereichert sich jede neu und dadurch entsteht dann was. Und ich glaube tatsächlich…

00:06:05,47200:06:18,278

also mit zwei Instrumentalistinnen… je weiter entfernt die Medien, die Spezialisierungen sind, desto weniger gibt man sich selbst auf.

00:06:18,27800:06:42,454

Das hört sich jetzt komplizierter an, als ich es sagen wollte, aber mit zwei Instrumenten und zwei Leuten, die affinity - klar, im sound - haben, ist es einfacher etwas gemeinsam zu machen, als wenn es um szenische Arbeiten und Musik geht.

00:06:42,45400:06:45,462

Da ist es viel ökonomischer, oder einfacher…

00:06:45,46200:06:48,028

00:06:48,02800:06:50,063

Ja genau.

00:06:50,06300:06:55,373

Ja, und dass man auch sagt: Das ist jetzt meine Idee und ihr macht jetzt…

00:06:55,37300:08:02,195

00:08:02,19500:08:06,061

Auf jeden Fall. Klar, klar.

00:08:06,06100:08:18,217

Und jetzt kommen wir vielleicht doch auf den Körper, weil, wenn es dann um Inszenierung von, oder um das Bewußtmachen von der Präsenz des Körpers geht, musst du…

00:08:18,21700:08:23,423

bist du als Instrumentalistin ja auch die Zuständige für deinen Körper.

00:08:23,42300:08:29,576

00:08:29,57600:08:37,262

Und das kann dir niemand anderes sagen, was… wie du dich bewegst.

00:08:37,26200:09:57,065

00:09:57,06500:09:58,296

Mhm.

00:09:58,29600:10:30,571

00:10:30,57100:10:33,130

Mhm.

00:10:33,13000:10:53,594

00:10:53,59400:11:01,937

Also, keine Frage beeinflussen einen Arbeiten, man nimmt etwas mit und trägt es weiter. Ob ich jetzt immer eine ganz andere Person…

00:11:01,93700:11:10,552

Bei mir ist das, glaube ich… Bleibe ich doch mit dem, was ich möchte, fühle ich mich nicht so unterschiedlich.

00:11:10,55200:11:12,042

00:11:12,04200:11:17,929

A: Aber… Ja…

00:11:17,92900:11:32,963

00:11:32,96300:11:46,504

Und natürlich - nochmal zurück zum Körper und das Interess, was sehr stark ist, oder die Lust, den Körper mehr miteinzubeziehen -

00:11:46,50400:12:03,869

jedes Stück, das sich damit befasst hat, hat mich weiter geprägt und hat dann auch mein normales Instrumentalistinsein am Innenklavier mitgeprägt.

00:12:03,86900:12:18,099

Und das ist eine unheimlich schöne Sache. Und ich muss sagen, dass ich grade jetzt merke, dass “For Faces” zu spielen, also Performerin zu sein, ist für mich ein unglaublich

00:12:18,09900:12:37,151

toller Schatz, den man sich mit dem Stück angeeignet hat. Weil dieses Nichts-machen - das Allerschwierigste - aber da-sein, eine super Voraussetzung ist für irgendwas auf der Bühne zu machen.

00:12:37,15100:12:40,437

00:12:40,43700:12:50,669

Vielleicht auch dieses Angegucktwerden so gelassen nehmen zu können. Das ist eigentlich auch eine wichtige Sache auf der Bühne.

00:12:50,66900:14:46,035

00:14:46,03500:15:11,954

Aber ich finde darin liegt ein Konflikt, weil in den Zusammenhängen, in denen man Musik macht, auftritt, meistens wird der Körper nicht wahrgenommen und der Fokus liegt ja auch auf dem Klang, finde ich, ist auch total in Ordnung, aber

00:15:11,95400:15:25,672

es wäre total Quatsch mit Leuten auf die Bühne zu gehen… Oder es wäre nicht Quatsch, ich habe es noch nie gemacht oder mich noch nie getraut… dann auch meinen Körper mit einzusetzen, wenn ich in einem improvisierenden Kontext bin. Weil das…

00:15:25,67200:15:28,671

00:15:28,67100:15:29,592

Was würde das bedeuten?

00:15:29,59200:15:32,147

00:15:32,14700:15:36,939

Ja, irgendwie eine Geste zu machen, vielleicht…

00:15:36,93900:15:49,014

Also entweder die Gesten, die man macht, noch mehr zu inszenieren sozusagen, größer zu machen, wie es auch klassische Pianisten sowieso immer machen, sehr oft…

00:15:49,01400:15:52,183

Aber das…

00:15:52,18300:16:03,154

Oder vielleicht wollte ich noch weiter sagen, dass ich da auch wieder eine Gratwanderung interessant finde, jetzt nicht…

00:16:03,15400:16:10,479

Was für eine Rolle kann der Körper eigentlich bekommen in so einer musikalischen Performance, wenn man nicht eine Performance machen will?

00:16:10,47900:17:45,163

00:17:45,16300:17:46,684

Es hinterlässt Spuren

00:17:46,68400:18:00,326

00:18:00,32600:18:18,132

Ja, weil du grade gesagt hast: es ist schwierig, in einem normalen musikalischen Kontext das zu integrieren, aber trotzdem suchen wir doch beide Möglichkeiten, das Performative dann da doch mit einfließen zu lassen.

00:18:18,13200:00:00

Also den Rahmen des puren Musikmachens doch zu verlassen.